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Kunststoff- und Elastomerbahnen: Ein umfassender Leitfaden

Kunststoff- und Elastomerbahnen spielen eine entscheidende Rolle in der modernen Bauindustrie, insbesondere wenn es um die zuverlässige Abdichtung von Dächern und Bauwerken geht. Diese Bahnen bestehen aus spezifischen Kunststoffen oder elastomeren Materialien, die maßgeblich ihre Eigenschaften bestimmen und somit die Anforderungen an Abdichtungssysteme erfüllen. Die Einhaltung europäischer Normen wie DIN EN 13956 und DIN EN 13967 stellt sicher, dass diese Materialien den hohen Qualitätsanforderungen entsprechen. Dieser Ratgeber bietet eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Typen von Kunststoff- und Elastomerbahnen, ihre Anwendungsgebiete, Aufbau sowie Materialien.


Arten von Kunststoff- und Elastomerbahnen


Kunststoff- und Elastomerbahnen unterscheiden sich hauptsächlich durch die verwendeten Materialien und deren spezifische Eigenschaften. Die folgende Übersicht stellt die gängigsten Arten vor.


ECB-Bahnen (Ethylen-Copolymer-Bitumen)


ECB-Bahnen bestehen aus einer Kombination von Bitumen und Polyethylen-Copolymerisat. Diese Verbindung ergibt ein flexibles, bitumenverträgliches Material, das häufig in bestehenden Bitumensystemen eingesetzt wird.


  • Eigenschaften: Flexibel, bitumenverträglich, langlebig

  • Nahtfügung: Heißluftschweißen

  • Einsatzbereiche: Sanierung und Neubau, besonders geeignet für Anwendungen mit bestehenden Bitumenschichten


EVA-Bahnen (Ethylen-Vinylacetat)


EVA-Bahnen basieren auf einer Hochpolymerlegierung aus EVA und PVC. Sie zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität und Elastizität aus, was sie ideal für Bauwerke macht, die sich leicht bewegen.


  • Eigenschaften: Dauerhaft elastisch, bitumenverträglich

  • Nahtfügung: Heißluft- oder Quellschweißen

  • Einsatzbereiche: Bewegungsfugen, Bereiche mit hohen Dehnungsanforderungen


FPO-Bahnen (Flexible Polyolefine)


FPO, international auch als TPO (Thermoplastic Polyolefin) bekannt, besteht aus einer Kombination von Polyethylen und/oder Polypropylen. Diese Bahnen sind halogenfrei und bieten eine hohe chemische Beständigkeit.


  • Eigenschaften: Halogenfrei, UV-beständig, chemisch resistent

  • Nahtfügung: Heißluftschweißen

  • Einsatzbereiche: Dachabdichtungen, Anwendungen mit hoher chemischer Beanspruchung


PIB-Bahnen (Polyisobutylen)


PIB-Bahnen zeichnen sich durch ihre elastisch-plastische Verformbarkeit und hohe chemische Beständigkeit aus. Sie eignen sich ideal für anspruchsvolle Anwendungen.


  • Eigenschaften: Chemisch beständig, elastisch

  • Nahtfügung: Heißluftschweißen, Quellschweißen oder Nahtfügeband

  • Einsatzbereiche: Industrieanwendungen, chemisch belastete Bereiche


PVC-P-Bahnen (Polyvinylchlorid-Plastifiziert)


PVC-P-Bahnen unterscheiden sich in monomer weichgemachte und polymer weichgemachte Varianten. Letztere sind bitumenverträglich und finden Anwendung in anspruchsvolleren Abdichtungsprojekten.


  • Eigenschaften: Langlebig, hohe Festigkeit, teilweise bitumenverträglich

  • Nahtfügung: Heißluft- oder Quellschweißen

  • Einsatzbereiche: Bauwerksabdichtung, Dachabdichtungen


TPE-Bahnen (Thermoplastische Elastomere)


TPE-Bahnen kombinieren elastische Eigenschaften mit der thermoplastischen Verarbeitbarkeit, was sie zu einem vielseitigen Material macht.


  • Eigenschaften: Chemisch beständig, flexibel, thermisch verarbeitbar

  • Nahtfügung: Heißluftschweißen

  • Einsatzbereiche: Bereiche mit hohen Bewegungsanforderungen und chemischer Belastung


EPDM-Bahnen (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk)


EPDM-Bahnen bestehen aus einem Synthesekautschuk, der sich durch seine hohe UV- und Ozonbeständigkeit auszeichnet. Diese Bahnen sind besonders langlebig und flexibel.


  • Eigenschaften: UV-beständig, elastisch, chemisch resistent

  • Nahtfügung: Heißluftschweißen oder Nahtfügebänder

  • Einsatzbereiche: Flachdächer, stark exponierte Dachflächen


Aufbau und Materialien von Kunststoff- und Elastomerbahnen


Der Aufbau der Bahnen variiert je nach Anwendung und den gewünschten Eigenschaften. Je nach Anforderungen werden sie mit verschiedenen Verstärkungen, Einlagen oder Kaschierungen ausgestattet.


Verstärkungen und Einlagen


Verstärkungen und Einlagen spielen eine entscheidende Rolle für die mechanischen Eigenschaften der Bahnen. Sie bestimmen unter anderem die Festigkeit, Dimensionsstabilität und das Brandverhalten.


Typische Verstärkungen:


  • Glasvlies (GV): Bietet hohe Dimensionsstabilität und ist feuerbeständig.

  • Glasgewebe/-Gelege (GG): Hervorragend in Bezug auf Festigkeit und Weiterreißwiderstand.

  • Polyestergewebe/-Gelege (PG): Gut dehnbar und perforationsfest, bietet hohe Festigkeit.


Kaschierungen


Kaschierungen verbessern die mechanischen Eigenschaften der Bahnen und fungieren als Trenn- oder Ausgleichslage. Oft bestehen sie aus Vliesstoffen wie Polyester oder Polypropylen.


  • Polyestervlies (PV): Hohe Festigkeit und Dehnfähigkeit

  • Polypropylenvlies (PPV): Druckfest, keine Bindemittel, besonders leicht

  • Glasvlies (GV): Gute Dimensionsstabilität und Brandverhalten


Selbstklebeschichten


Selbstklebende Schichten ermöglichen eine schnelle und saubere Verlegung ohne mechanische Befestigungen. Sie bestehen aus Materialien wie Butyl, Synthesekautschuk oder Polymerbitumen und bieten eine schnelle Sicherung gegen Windsog.


  • Vorteile: Einfache Verlegung, Windsogsicherung ohne mechanische Fixierung, ggf. Dampfdruckausgleich.

  • Nachteile: Nicht für Nahtfügungen geeignet, spezielle Anforderungen an den Untergrund.


Verarbeitungsverfahren für Kunststoff- und Elastomerbahnen


Die Verarbeitung dieser Bahnen ist abhängig vom verwendeten Material und den gewünschten Eigenschaften. Übliche Verfahren sind das Heißluftschweißen und Quellschweißen, bei denen die Bahnen an den Nahtstellen sicher verbunden werden.


Heißluftschweißen


Beim Heißluftschweißen werden die Nahtstellen durch heiße Luft miteinander verschmolzen. Dieses Verfahren ist besonders bei thermoplastischen Bahnen wie ECB, FPO und PVC-P verbreitet.


Quellschweißen


Das Quellschweißen wird vorwiegend bei Bahnen aus Materialien wie EVA oder PIB verwendet. Hierbei wird ein Lösungsmittel genutzt, um die Schweißnaht zu schließen.


Unterschiede zwischen Kunststoffbahnen und Elastomerbahnen


Kunststoff- und Elastomerbahnen werden oft in ähnlichen Anwendungsbereichen eingesetzt, weisen jedoch deutliche Unterschiede in Materialzusammensetzung, Eigenschaften und Verarbeitung auf. Diese Unterschiede sind entscheidend, um das passende Material für spezifische Abdichtungsanforderungen auszuwählen. Im Folgenden werden die wesentlichen Unterschiede zwischen Kunststoff- und Elastomerbahnen detailliert erläutert.


1. Unterschiedliche Materialien


Kunststoffbahnen


Kunststoffbahnen bestehen überwiegend aus thermoplastischen Kunststoffen wie PVC (Polyvinylchlorid), FPO (Flexible Polyolefine) oder EVA (Ethylen-Vinylacetat). Diese Materialien zeichnen sich durch ihre thermoplastische Verarbeitbarkeit aus, d.h., sie werden bei Erwärmung weich und formbar und lassen sich nach dem Abkühlen wieder verfestigen.


  • Materialien: Thermoplaste wie PVC, EVA, FPO

  • Eigenschaften der Materialien: Wiederverformbarkeit bei Hitze, Flexibilität, einfache Nahtfügung durch thermische Verfahren wie Heißluftschweißen.

  • Beständigkeit: Gut gegenüber UV-Strahlung, Witterung und Chemikalien, je nach Typ auch bitumenverträglich.


Elastomerbahnen


Elastomerbahnen hingegen bestehen aus gummiähnlichen Materialien, die auch bei Temperaturänderungen ihre elastische Struktur beibehalten. Zu den häufig verwendeten Elastomeren zählen EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) und PIB (Polyisobutylen). Diese Materialien zeichnen sich durch hohe Elastizität und dauerhafte Flexibilität aus.


  • Materialien: Elastomere wie EPDM, PIB

  • Eigenschaften der Materialien: Gummiartige Struktur, elastisch, beständig gegenüber extremen Temperaturen, keine thermoplastische Verformbarkeit.

  • Beständigkeit: Hohe Widerstandsfähigkeit gegen UV-Strahlung, Ozon und Witterungseinflüsse, exzellente chemische Beständigkeit.


2. Unterschiede in den Eigenschaften


Flexibilität und Elastizität


Kunststoffbahnen bieten gute Flexibilität, insbesondere wenn sie mit Weichmachern oder durch die Auswahl spezieller Copolymere gefertigt werden. Diese Flexibilität kann jedoch bei sehr niedrigen Temperaturen abnehmen.


Elastomerbahnen, wie EPDM, behalten ihre Elastizität auch bei extremen Temperaturen. Sie können sich stärker dehnen und kehren nach Dehnung wieder in ihre ursprüngliche Form zurück, ohne dauerhafte Verformungen. Dies macht sie besonders geeignet für Anwendungen, bei denen sich das Bauwerk stark bewegt oder setzt.


  • Kunststoffbahnen: Flexibel, aber bei niedrigen Temperaturen steifer.

  • Elastomerbahnen: Hoch elastisch, auch bei extremen Temperaturen.


Chemische und Witterungsbeständigkeit


Elastomerbahnen, besonders solche aus EPDM, sind extrem beständig gegen Chemikalien, Ozon, UV-Strahlung und Witterungseinflüsse. Diese Eigenschaften machen sie zu einer ausgezeichneten Wahl für Außenanwendungen, die starken Umwelteinflüssen ausgesetzt sind.


Kunststoffbahnen bieten ebenfalls eine gute chemische Beständigkeit, jedoch ist diese stark abhängig vom verwendeten Kunststofftyp. PVC-Bahnen sind beispielsweise empfindlich gegenüber bestimmten Lösungsmitteln und Ölen, während FPO-Bahnen eine bessere chemische Beständigkeit aufweisen.


  • Kunststoffbahnen: Gute chemische Beständigkeit, aber abhängig vom Material; UV- und witterungsbeständig.

  • Elastomerbahnen: Sehr hohe chemische Beständigkeit und Witterungsresistenz.


Dimensionsstabilität


Kunststoffbahnen zeigen in der Regel eine gute Maßhaltigkeit und Dimensionsstabilität, was bedeutet, dass sie sich bei Temperaturänderungen oder Feuchtigkeitseinflüssen nur minimal ausdehnen oder zusammenziehen. Diese Eigenschaft ist besonders bei großflächigen Anwendungen wichtig, wo es auf eine gleichbleibende Form ankommt.


Elastomerbahnen bieten zwar weniger Dimensionsstabilität, gleichen dies jedoch durch ihre hohe Elastizität aus, die auch bei großflächigen Dehnungen die Integrität der Abdichtung bewahrt.


  • Kunststoffbahnen: Hohe Dimensionsstabilität.

  • Elastomerbahnen: Niedrigere Dimensionsstabilität, aber hohe Elastizität.


3. Unterschiede in der Verarbeitung


Nahtfügung und Verarbeitungsmethoden


Kunststoffbahnen werden oft durch thermische Verfahren wie das Heißluftschweißen verbunden. Durch Erhitzen der Nähte können diese wieder miteinander verschmolzen werden, was eine schnelle und einfache Verarbeitung ermöglicht. Diese Nahttechniken sind besonders bei Thermoplasten wie PVC und FPO verbreitet.


Elastomerbahnen können nicht auf die gleiche Weise thermoplastisch verarbeitet werden, da sie bei Hitze nicht erweichen. Stattdessen werden Nähte durch Verklebung, Quellschweißen oder durch spezielle Nahtfügebänder geschlossen. Dies erfordert spezielle Kleber und Nahtmaterialien, die auf den jeweiligen Elastomer-Typ abgestimmt sind.


  • Kunststoffbahnen: Thermische Nahtfügung (Heißluftschweißen), schnell und einfach.

  • Elastomerbahnen: Verklebung, Quellschweißen oder Nahtfügebänder, erfordert spezielle Materialien.


4. Haltbarkeit und Langlebigkeit


Beide Bahnentypen bieten eine hohe Lebensdauer, unterscheiden sich jedoch in ihren spezifischen Stärken:


  • Kunststoffbahnen: Hohe Beständigkeit gegen mechanische Belastungen und Abrieb, jedoch anfälliger für Weichmacherverlust, was zu Versprödung führen kann.

  • Elastomerbahnen: Dauerhafte Elastizität und Stabilität auch nach vielen Jahren; nahezu immun gegenüber UV-Strahlung und extremen Temperaturen.


5. Einsatzbereiche


Aufgrund ihrer unterschiedlichen Materialeigenschaften variieren die bevorzugten Einsatzbereiche der beiden Bahnentypen.


  • Kunststoffbahnen: Häufig in Projekten mit spezifischen chemischen Anforderungen oder bei der Abdichtung von Flachdächern eingesetzt, wo thermoplastische Verarbeitbarkeit und gute Dimensionsstabilität gefragt sind.

  • Elastomerbahnen: Ideal für stark beanspruchte Außenbereiche, Dachflächen, die starken Bewegungen unterliegen, sowie für anspruchsvolle industrielle Anwendungen, bei denen chemische Beständigkeit im Vordergrund steht.

 
 
 

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