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Fachratgeber: Dampfsperren für Flachdächer – Aufbau, Materialien und Verlegetechniken

Aktualisiert: 16. Nov. 2024

Flachdächer stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, die Bausubstanz vor Feuchtigkeit zu schützen. Um sowohl von außen als auch von innen eindringende Feuchtigkeit zu verhindern, ist ein sorgfältig konzipierter Aufbau des Dachsystems entscheidend. Eine zentrale Rolle in diesem Aufbau spielt die Dampfsperre. Dieser Ratgeber erklärt, welche Funktion die Dampfsperre erfüllt, welche Materialien geeignet sind und worauf bei der Planung und Verlegung zu achten ist.


Warum eine Dampfsperre notwendig ist


Ein Flachdach muss gegen Feuchtigkeit von beiden Seiten geschützt werden. Während die äußere Dachabdichtung Regen und Schnee abwehrt, sorgt die Dampfsperre dafür, dass feuchte Luft aus dem Innenraum nicht in die Dachkonstruktion und die Dämmung eindringt. Wird Feuchtigkeit in der Dämmung eingeschlossen, kann es zu einer Minderung der Dämmeffizienz und langfristig zu Schäden an der Bausubstanz kommen. Die Dampfsperre ist daher ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Flachdachaufbaus.


Positionierung der Dampfsperre im Dachaufbau


In den meisten Fällen wird die Dampfsperre oberhalb der tragenden Konstruktion und unterhalb der Wärmedämmung angebracht. Diese Anordnung hat sich als Standard etabliert, da sie den bestmöglichen Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit bietet. Bei speziellen Konstruktionen, wie etwa Umkehrdächern oder nachträglicher Innendämmung, kann die Lage der Dampfsperre jedoch variieren und an die jeweilige Dachkonstruktion angepasst werden.


Anforderungen an die Dampfsperre – Dichtheit und Sperrwert


Eine Dampfsperre muss eine deutlich höhere Dichtigkeit als die restlichen Materialien im Dachaufbau besitzen. Hierbei gilt die Regel, dass die Dampfsperre mindestens sechsmal so dicht sein muss wie die weiteren Schichten des Dachs. Dies bedeutet, dass der sogenannte Sperrwert (sd-Wert) der Dampfsperre sechsmal höher sein sollte als der der darüberliegenden Schichten. Der sd-Wert gibt an, wie viel Widerstand ein Material dem Wasserdampf entgegensetzt – je höher der Wert, desto dichter die Schicht.


  • Dampfsperre: Ein sd-Wert von mehr als 1.500 m bedeutet, dass es sich um eine echte Dampfsperre handelt.

  • Dampfbremse: Ein sd-Wert zwischen 2 und 1.500 m zeigt an, dass es sich um eine Dampfbremse handelt, die weniger restriktiv ist.


Diese Werte helfen, die für den spezifischen Anwendungsfall passende Abdichtung zu wählen und die Gefahr von Feuchtigkeitsansammlungen in der Dämmung zu minimieren.


Geeignete Materialien für Dampfsperren


Dampfsperren können aus verschiedenen Materialien bestehen, die sich jeweils durch unterschiedliche Eigenschaften auszeichnen. Die Materialwahl hängt von der spezifischen Dachkonstruktion und den Anforderungen an Dichtigkeit, Brandschutz und mechanische Belastbarkeit ab.


Kunststofffolien (Polyethylen, PE)


Kunststofffolien aus Polyethylen (PE) sind weit verbreitet und eignen sich besonders gut für Flachdächer, bei denen die Dampfsperre schnell und kostengünstig verlegt werden muss. Sie zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:


  • Hohe Flexibilität

  • Gute Anpassungsfähigkeit an unebene Untergründe

  • Geeignet für einfache Konstruktionen mit geringem mechanischen Anspruch


Aluminium-Verbundfolien


Aluminium-Verbundfolien bieten eine ausgezeichnete Dampfdichtigkeit und eignen sich besonders für Konstruktionen, die höhere Anforderungen an den Feuchtigkeitsschutz stellen. Sie werden häufig in Kombination mit anderen Materialien eingesetzt und sind oft selbstklebend, was die Verlegung erleichtert. Ihre Vorteile sind:

  • Hervorragende Dampfsperreigenschaften bei einem sd-Wert ≥ 1.500 m

  • Hohe Reißfestigkeit und Stabilität

  • Luftdichtheit und schnelles Verlegen


Bitumen-Dampfsperrbahnen


Bitumenbahnen sind die bevorzugte Wahl bei anspruchsvolleren Flachdachkonstruktionen, da sie eine hohe mechanische Stabilität bieten. Sie eignen sich besonders für Dächer, bei denen die Dampfsperre gleichzeitig als Behelfsabdichtung fungiert. Zu den wesentlichen Eigenschaften gehören:

  • Hohe Wasserdampfdichtheit (sd-Wert ≥ 1.500 m)

  • Luftdichtheit und hohe Windbeständigkeit

  • Beständig gegenüber mechanischer Belastung

  • Brandschutzgeeignet bei entsprechender Ausrüstung


Verlegehinweise und Systemaufbau


Überlappungen und Abdichtungen


Ein entscheidender Punkt bei der Verlegung von Dampfsperren ist die ordnungsgemäße Abdichtung der Überlappungen. Diese müssen vollständig verklebt oder verschweißt werden, um sicherzustellen, dass keine Feuchtigkeit durch die Fugen dringt. Dies gilt insbesondere für kritische Bereiche wie Durchdringungen, Ecken und Kanten, an denen oft die größten Schwachstellen liegen.


Verlegung auf unterschiedlichen Untergründen


  • Beton- oder Massivdächer: Hier können Bitumen-Dampfsperrbahnen direkt aufgebracht und fest verklebt werden. Bitumenbahnen eignen sich gut als temporäre Abdichtung, bis die endgültige Dachabdichtung aufgebracht wird.

  • Trapezblechdächer: In solchen Fällen sind Alu-Verbundfolien oder spezielle PE-Dampfbremsen häufig die erste Wahl, da sie einfach verlegbar und diffusionsdicht sind.

  • Dachabdichtungen auf Stahlkonstruktionen: Hier sollte auf die mechanische Belastbarkeit und den Brandschutz geachtet werden, weshalb Alu-Verbundbahnen oder Bitumenbahnen mit Metallverstärkung bevorzugt werden.


Besondere Anforderungen bei Industrieleichtdächern

Industrieleichtdächer haben oft spezielle Anforderungen, insbesondere hinsichtlich des Brandschutzes. In solchen Fällen werden häufig unverklebte Dampfsperren aus PE-Folien oder Aluminium-Verbundfolien eingesetzt, da sie die Brandsicherheit erhöhen und eine Brandweiterleitung verhindern können. Hier sollte stets geprüft werden, ob die eingesetzten Materialien den Anforderungen der DIN 18234 (Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer) entsprechen.


Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden


Besondere Vorsicht ist bei der Montage der Dampfsperre geboten. Risse, Lücken oder unsauber verklebte Stöße können zu Undichtigkeiten führen, durch die Wasserdampf in die Dämmung eindringen könnte. Besonders kritisch sind Dampfsperren mit Metallbandeinlage, die zwar eine sehr gute Abdichtungswirkung bieten, jedoch empfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung und Witterungseinflüssen sind. Eine sorgfältige Verlegung und sofortige Überdeckung mit der Dämmung und Abdichtung ist daher unerlässlich.


Zusammenfassung

Die Wahl der richtigen Dampfsperre und ihre fachgerechte Verlegung sind entscheidend für die langfristige Funktionsfähigkeit eines Flachdachs. Es ist wichtig, Materialien zu wählen, die sowohl den Feuchtigkeitsschutz als auch die mechanischen und brandschutztechnischen Anforderungen erfüllen. Die richtige Planung und Ausführung garantieren, dass das Flachdach seine Funktionalität über viele Jahre hinweg behält und keine Feuchtigkeitsschäden entstehen.

 
 
 

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