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Fachratgeber über Bitumenbahnen - Aufbau, Kennzeichnung und Arten

Bitumenbahnen und deren Varianten spielen eine wesentliche Rolle im Bereich der Bauwerks- und Dachabdichtung. Jede Art dieser Abdichtungsbahnen bringt spezifische Vorteile und Nachteile mit sich und eignet sich für verschiedene Anwendungen. Im Folgenden werden die verschiedenen Arten von Bitumenbahnen sowie deren Eigenschaften und Einsatzbereiche detailliert beleuchtet.


Aufbau von Bitumenbahnen

1.Trägereinlagen


Trägereinlagen spielen eine zentrale Rolle als Stabilisatoren in Bitumenbahnen und prägen die mechanischen Eigenschaften sowie die Verarbeitungsweise dieser Schichten. Diese Einlagen beeinflussen die Verarbeitbarkeit je nach Technik, Untergrundbeschaffenheit und Temperatur und wirken zudem auf bauphysikalische Parameter wie die Dampfdurchlässigkeit (sd-Wert) und das Verhalten der Schichten bei äußeren Brandeinwirkungen.


Die wesentlichen Eigenschaften von Trägereinlagen lassen sich wie folgt zusammenfassen:


  • Zugfestigkeit und Reißdehnung

  • Widerstand gegen Einreißen und Weiterreißen

  • Nagelausreißfestigkeit

  • Durchstoß- und Perforationsfestigkeit

  • Formstabilität und Maßhaltigkeit

  • Dampfbremswirkung

  • Brandschutzverhalten


Die gängigen Materialien für Trägereinlagen:


Glasvlies (V): Aus verstreut liegenden Glasfasern, die durch Bindemittel fixiert werden. Diese Einlage besteht zu über 70 % aus Glasfasern und bietet Vorzüge wie hohe Maßhaltigkeit und gutes Brandverhalten.


Glasgewebe (G): Ein textilartiges Gewebe aus Glasgarnen, mit einer wasserabweisenden Beschichtung versehen, das vor allem bei hoher Zug- und Einreißfestigkeit gute Stabilität und Brandschutzwirkung aufweist.


Polyestervlies (PV): Gefertigt aus Polyesterfasern und durch thermische Behandlung oder Bindemittel verfestigt. Dieses Material weist eine hohe Dehnfähigkeit und Festigkeit auf und ist vor allem widerstandsfähig gegen Ein- und Durchreißen sowie gegen Nagelauszug.


Kombinationsträgereinlage mit Glasanteil (KTG): Hierbei handelt es sich um ein Vlies aus Glas- und/oder Kunststofffasern mit einem Glasfaseranteil von über 50 %, das durch Stabilität und Festigkeit überzeugt.


Kombinationsträgereinlage mit Polyesteranteil (KTP): Ein Verbund aus Glas- und Polyestervlies mit mindestens 50 % Polyester, das vor allem Dehnungsfähigkeit, Stabilität und Reißfestigkeit bietet.


Metall-Kunststoff-Verbund (VCu, VAl): Diese Einlage kombiniert Metallbänder, meist aus Kupfer (Cu) oder Aluminium (Al), mit Kunststofffolien zu einem leistungsstarken Verbundmaterial. Solche Metall-Kunststoff-Verbundfolien bieten eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse und mechanische Belastungen. Die metallische Komponente sorgt für zusätzliche Stabilität und erhöht die Schutzwirkung gegen äußere Einflüsse, insbesondere im Brandschutz und in der Dimensionsstabilität.


2. Deckschichten


Die Deckschichten auf beiden Seiten der Trägereinlagen, bestehend aus Bitumen oder Polymerbitumen, sind zentral für die Wasserdichtheit der Bahnen und beeinflussen maßgeblich das Verhalten gegenüber Witterung, Temperatur und Alterung. Diese Schichten, in Verbindung mit den Trägereinlagen, steuern zudem Flexibilität, Verarbeitbarkeit und die langfristige Stabilität der Bahnen.


Polymerbitumen weist im Vergleich zu herkömmlichem Bitumen besondere Eigenschaften auf, darunter:


  • Hervorragende Beständigkeit gegenüber Alterung und langanhaltende Leistungsfähigkeit

  • Hohe Temperaturstabilität

  • Verbesserte Flexibilität bei Kälte und Widerstand gegen Biegebelastungen bei niedrigen Temperaturen


Weitere Vorteile von Polymerbitumen:


Bei extremen Wetterbedingungen, etwa außergewöhnlich hohen oder niedrigen Temperaturen, bietet Polymerbitumen zusätzliche Verarbeitungsflexibilität. In Kombination mit Polyestervlies- oder Verbund-Trägereinlagen zeigt es zudem eine hohe mechanische Belastbarkeit, etwa hinsichtlich Zugfestigkeit, Dehnbarkeit und Perforationssicherheit, sowohl in Elastomer- als auch Plastomerbitumenbahnen.


Kennzeichnung von Bitumenbahnen


Kennzeichnung der Deckschichten


  • PYE: Elastomerbitumen – modifiziert durch thermoplastische Elastomere

  • PYP: Plastomerbitumen – angereichert mit thermoplastischen Kunststoffen

  • PYE/PYP: Mischung aus Elastomerbitumen und Plastomerbitumen

  • KSP: Selbstklebende Polymerbitumenbahn für kalte Verarbeitung

  • KSK: Kaltverklebende Bitumen-Dichtungsbahn mit Trägerfolie aus hochdichtem Polyethylen (HDPE)


Kennzeichnung der Trägereinlagen


  • V(X): Glasvlies, wobei das "X" eine Zahl für das Flächengewicht angibt, z. B. V50 für ein Gewicht von 50 g/m²; V12 steht für den Gehalt löslicher Anteile im Verhältnis 1/100 der Gesamtmasse in g/m²

  • PV(Y): Polyestervlies, wobei "Y" für das Gewicht in g/m² steht, z. B. PV140 für ein Flächengewicht von 140 g/m²

  • G(Z): Glasgewebe, wobei "Z" das Flächengewicht in g/m² darstellt, z. B. G70 für ein Gewicht von 70 g/m²

  • VCu: Glasvlies-Verbundträger von 60 g/m² kombiniert mit einer Kupfer-Polyester-Verbundfolie von mehr als 0,03 mm Dicke

  • Cu02: Kupferbandträgereinlage mit 0,2 mm Dicke gemäß DIN EN 1652

  • KTG: Kombinationsträgereinlage mit primärem Glasanteil

  • KTP: Kombinationsträgereinlage mit dominantem Polyesteranteil

  • S(X): Schweißbahn mit "X" als Dicke der unbeschichteten Bahn in Millimetern, z. B. S5 für 5 mm Dicke

  • DD: Abdichtungsbahn für Dächer

  • Zahl: Kennzeichnet die Gesamtdicke der Bahn in Millimetern

  • 4o


Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien


Bitumenbahnen und deren Varianten spielen eine wesentliche Rolle im Bereich der Bauwerks- und Dachabdichtung. Jede Art dieser Abdichtungsbahnen bringt spezifische Vorteile und Nachteile mit sich und eignet sich für verschiedene Anwendungen. Im Folgenden werden die verschiedenen Arten von Bitumenbahnen sowie deren Eigenschaften und Einsatzbereiche detailliert beleuchtet.


1. Bitumenbahnen


Bitumenbahnen bestehen aus einer Trägereinlage und beidseitigen Deckschichten aus Bitumen. Diese Bahnen sind weit verbreitet und werden häufig als Grundlage für die Abdichtung von Dächern verwendet.


Vorteile:


  • Kostengünstig und leicht verfügbar: Bitumenbahnen sind eine bewährte und kostengünstige Lösung, die in der Bauindustrie gut etabliert ist.

  • Vielfältig einsetzbar: Sie können in verschiedenen Dachkonstruktionen verwendet werden, sowohl als Unter- als auch als Oberlage.


Nachteile:


  • Geringere Flexibilität: Die Standard-Bitumenbahnen bieten im Vergleich zu modifizierten Bitumenarten geringere Flexibilität und können bei starken Temperaturschwankungen schneller an Leistungsfähigkeit verlieren.

  • Verlegeverfahren: Für die Verarbeitung ist meist eine offene Flamme oder eine Heißklebemasse erforderlich, was gewisse Sicherheitsanforderungen nach sich zieht.


2. Polymerbitumenbahnen


Polymerbitumenbahnen sind eine Weiterentwicklung der klassischen Bitumenbahnen und bestehen aus einer Trägereinlage sowie Deckschichten aus modifiziertem Bitumen, das durch Polymere verbessert wurde. Es gibt zwei Hauptarten: Elastomerbitumenbahnen (PYE) und Plastomerbitumenbahnen (PYP).


2.1 Elastomerbitumenbahnen (PYE)


Elastomerbitumen besteht aus Destillationsbitumen, das mit elastischen Polymeren wie SBS (Styrol-Butadien-Styrol) modifiziert wurde. Dadurch erhält die Bahn besondere elastische Eigenschaften.


Vorteile:


  • Hohe Kälteflexibilität: Diese Bahnen bleiben selbst bei niedrigen Temperaturen flexibel und lassen sich daher auch in kalten Regionen problemlos einsetzen.

  • Hervorragende Elastizität: Sie bieten ein ausgeprägtes elastisches Verhalten, wodurch sie gut auf Bewegungen im Bauwerk reagieren können.

  • Lange Lebensdauer und hohe Alterungsbeständigkeit: Die Elastomerbitumenbahnen sind witterungsbeständig und langlebig.

  • Gute Verarbeitbarkeit: Sie lassen sich mit speziellen Heißklebemassen und Heißbitumen verkleben und sind zudem gut verschweißbar.


Nachteile:


  • Kosten: Die modifizierten Bahnen sind teurer als einfache Bitumenbahnen.

  • Temperaturbeständigkeit: Trotz guter Kälteflexibilität könnten diese Bahnen bei extrem hohen Temperaturen weniger standfest sein als Plastomerbitumen.


2.2 Plastomerbitumenbahnen (PYP)


Plastomerbitumenbahnen bestehen aus Destillationsbitumen, das mit Plastomeren wie APP (Ataktisches Polypropylen) modifiziert wurde. Diese Bahnen sind im Gegensatz zu Elastomerbitumen eher plastisch als elastisch.


Vorteile:


  • Hohe Wärmestandfestigkeit: Plastomerbitumenbahnen können hohe Temperaturen gut vertragen und eignen sich für Dächer in heißen Klimazonen.

  • Hohe Flächenstabilität: Die plastischen Eigenschaften verleihen der Bahn eine sehr gute Stabilität, was bei großen, flachen Dächern von Vorteil sein kann.

  • Alterungsbeständig: Diese Bahnen bieten eine hohe Witterungsbeständigkeit und lange Nutzungsdauer.


Nachteile:


  • Geringere Flexibilität bei Kälte: Im Vergleich zu Elastomerbitumen können Plastomerbitumenbahnen bei niedrigen Temperaturen starrer werden.

  • Weniger elastisch: Die plastischen Eigenschaften erschweren eine Anpassung an Bewegungen im Bauwerk, was in Regionen mit hohen Temperaturwechseln ein Nachteil sein kann.


3. Kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen


Kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen haben eine selbstklebende unterseitige Schicht, die die Verarbeitung ohne offene Flamme oder hohe Temperaturen ermöglicht.


Vorteile:


  • Sicheres Verlegen: Besonders in Bereichen, die empfindlich gegenüber hohen Temperaturen oder offenen Flammen sind (wie brand- und explosionsgefährdete Zonen), bieten kaltselbstklebende Bahnen eine sichere Alternative.

  • Flexible Anwendung: Diese Bahnen sind ideal für schwierige Dachformen wie stark geneigte oder verwinkelte Flächen und lassen sich problemlos als Dampfsperre, Unter- oder Oberlage verwenden.

  • Gute Haftung: Die selbstklebende Beschichtung ermöglicht eine schnelle und einfache Verlegung.


Nachteile:


  • Eingeschränkte Haltbarkeit bei extremer Witterung: Kaltselbstklebende Bahnen könnten im Vergleich zu heiß verarbeiteten Bahnen schneller ihre Klebekraft verlieren, vor allem in extrem kalten oder heißen Klimazonen.

  • Höhere Kosten: Die spezielle selbstklebende Beschichtung und die Vorteile in der Verarbeitung können zu höheren Anschaffungskosten führen.


4. Hochwertbahnen


Hochwertbahnen sind spezielle Polymerbitumenbahnen, die die Mindestanforderungen der DIN-Normen weit übertreffen. Sie werden für Anwendungen eingesetzt, bei denen höchste Anforderungen an die Abdichtung und Langlebigkeit bestehen.


Vorteile:


  • Maximale Qualität und Sicherheit: Hochwertbahnen bieten eine überdurchschnittliche Reißfestigkeit, Durchtritts- und Perforationssicherheit, was sie besonders belastbar macht.

  • Hohe Alterungs- und Witterungsbeständigkeit: Dank speziell entwickelter Elastomer- und/oder Plastomerrezepturen sind diese Bahnen extrem widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen und altern nur langsam.

  • Vielseitiger Einsatz: Hochwertbahnen eignen sich sowohl für Ober-, Zwischen- und Unterlagen im Dachaufbau als auch für Dampfsperrbahnen. Sie können sogar für die einlagige Verlegung genutzt werden.


Nachteile:

  • Hoher Preis: Die hohe Qualität und die besonderen Eigenschaften machen diese Bahnen teurer als Standard-Polymerbitumenbahnen.

  • Nur für spezielle Anforderungen notwendig: In Fällen, bei denen nicht die höchsten Anforderungen an die Abdichtung gestellt werden, sind günstigere Bahnen oft ausreichend.

 
 
 

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