
Flachdach-
trocknung vom Experten
Flachdächer sind besonders anfällig für Feuchtigkeitsschäden, da sie oft eine geringe oder gar keine Neigung haben, wodurch Wasser schlechter abfließen kann. Feuchtigkeit, die in die Dämmung eindringt, kann die thermische Isolierung beeinträchtigen, Schimmelbildung verursachen und die gesamte Dachkonstruktion schwächen. Eine Flachdachtrocknung kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden, wobei das Unterdruck-, Überdruck- und eine Kombination der beiden Verfahren im Fokus stehen.
Ablauf der Flachdachtrocknung
Eine Dichtigkeitsprüfung kommt in mehreren Szenarien zum Einsatz, um die Integrität eines Flachdachs zu gewährleisten:
Analyse der Feuchtigkeit:
Zunächst wird eine Feuchtemessung durchgeführt, um den genauen Feuchtigkeitsgrad und die betroffenen Bereiche zu ermitteln.
Wahl des Trocknungsverfahrens:
Basierend auf der Feuchtigkeitsanalyse wird entschieden, welche Trocknungsmethode angewendet wird.
Trocknungsprozess:
Die Trocknung erfolgt über mehrere Tage oder Wochen, je nach Feuchtigkeitsgehalt und verwendeter Technik.
Abschlusskontrolle:
Nach Abschluss der Trocknung wird eine erneute Feuchtemessung durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Dämmung vollständig trocken ist.
Kombination aus Unterdruck- und Überdruck-
verfahren
Die Kombination aus beiden Verfahren bietet eine besonders effektive Lösung, um eine gleichmäßige und rasche Trocknung zu gewährleisten. Hierbei wird trockene Luft mittels Überdruck in die Dachkonstruktion gepresst, während die feuchte Luft gleichzeitig über Unterdruck abgesaugt wird. Dadurch kann die Feuchtigkeit in der Dämmung effizienter und schneller entfernt werden.
Vorteile der Kombination:
-
Besonders wirksam bei großflächigen und stark durchfeuchteten Dächern.
-
Gleichzeitiges Zufuhr und Absaugen sorgt für eine lückenlose Trocknung.
-
Optimal, wenn verschiedene Feuchtigkeitsniveaus in der Dämmung vorhanden sind, da beide Verfahren auf unterschiedlichen Ebenen arbeiten.
Unterdruck-
verfahren (Vakuumtrocknung)
Das Unterdruckverfahren ist eine der effektivsten Methoden, um Feuchtigkeit aus der Dämmschicht eines Flachdachs zu entfernen. Hierbei werden spezielle Sauggeräte an bestimmten Punkten des Daches installiert. Über vorbereitete Öffnungen wird die feuchte Luft aus dem Dämmstoff abgesaugt und ein Unterdruck erzeugt. Durch diesen Druckunterschied wird die Feuchtigkeit aus der Dämmschicht gezogen und über das System nach außen geleitet.
Vorteile des Unterdruckverfahrens:
-
Sehr effektiv bei der Beseitigung von Feuchtigkeit aus tiefen Schichten der Dämmung.
-
Gleichmäßiges Entziehen von Feuchtigkeit über größere Flächen.
-
Keine Beschädigung der Dachkonstruktion, da die Abdichtung nur minimal geöffnet wird.
Überdruck-
verfahren
Im Gegensatz zum Unterdruckverfahren wird beim Überdruckverfahren trockene Luft oder Warmluft in die Dachkonstruktion gepresst. Durch vorbereitete Öffnungen in der Abdichtung wird die trockene Luft in die feuchten Bereiche geleitet, wo sie die Feuchtigkeit aufnimmt. Die feuchte Luft wird dann über andere Öffnungen nach außen abgeleitet. Dieses Verfahren eignet sich besonders, wenn großflächige Bereiche schnell getrocknet werden müssen.
Vorteile des Überdruckverfahrens:
-
Schnelle Trocknung über große Flächen.
-
Kombination mit Warmluft ermöglicht eine beschleunigte Trocknung, besonders in kalten Jahreszeiten.
-
Es verhindert, dass Schmutz und Staub in die Dämmung eindringen.
Trocknungsmöglichkeiten je nach Dämmaterial
Mineralwolle (Glaswolle und Steinwolle):
Mineralwolle hat eine sehr hohe Saugfähigkeit und verliert ihre Dämmwirkung, sobald sie durchfeuchtet ist. Wenn sie einmal durchnässt wurde, bleibt die Feuchtigkeit in den feinen Fasern haften und kann nur schwer vollständig entfernt werden. Eine Trocknung ist in der Regel nicht möglich, und das Material muss ersetzt werden.
-
Zeitraum: Mineralwolle sollte nur wenige Stunden bis Tage Feuchtigkeit ausgesetzt sein, da die Fasern bei längerer Feuchtigkeitseinwirkung ihre Struktur und Dämmleistung verlieren.
-
Durchfeuchtung: Bereits bei geringer Durchfeuchtung verliert Mineralwolle ihre isolierenden Eigenschaften und wird komprimiert.
Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR):
Polyurethan-Dämmstoffe sind relativ unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Sie nehmen kaum Wasser auf und behalten ihre Dämmfähigkeit auch nach kurzfristiger Durchnässung. Sie können erfolgreich getrocknet werden, wenn sie nicht zu lange unter Wasser standen.
-
Zeitraum: PUR/PIR kann auch über mehrere Tage Feuchtigkeit widerstehen und trotzdem noch getrocknet werden.
-
Durchfeuchtung: Diese Materialien können bei kurzzeitiger Durchfeuchtung ihre Eigenschaften weitgehend behalten, jedoch sollte das Wasser möglichst schnell entfernt werden.
XPS (Extrudiertes Polystyrol):
XPS ist sehr wasserabweisend und hat eine geschlossene Zellstruktur, die das Eindringen von Wasser stark erschwert. Es kann deshalb auch bei länger anhaltender Feuchtigkeitseinwirkung getrocknet und wiederverwendet werden.
-
Zeitraum: XPS kann Wochen in feuchter Umgebung überstehen, bevor es seine Dämmleistung beeinträchtigt.
-
Durchfeuchtung: XPS bleibt auch bei einer starken Durchfeuchtung weitgehend funktionsfähig.
EPS (Expandiertes Polystyrol):
Ähnlich wie XPS nimmt EPS sehr wenig Wasser auf, allerdings hat es eine offene Zellstruktur, die Feuchtigkeit etwas leichter eindringen lässt. Dennoch kann EPS in vielen Fällen getrocknet und wiederverwendet werden, wenn die Feuchtigkeit schnell genug entfernt wird.
-
Zeitraum: EPS kann für einige Tage bis Wochen Feuchtigkeit widerstehen, bevor seine Dämmwirkung deutlich nachlässt.
-
Durchfeuchtung: Geringe bis moderate Durchfeuchtung kann toleriert werden, aber ständige Nässe führt zur Schädigung des Materials.
Trocknung als wirtschaftliche Alternative zur Sanierung
Die Flachdachtrocknung stellt eine kosteneffiziente und schonende Alternative zur vollständigen Dachsanierung dar. Statt das gesamte Dach abzutragen und zu erneuern, wird gezielt Feuchtigkeit aus der Dämmung entfernt, was sowohl Zeit als auch Kosten spart.
Ein wesentlicher Vorteil der Trocknung liegt in der Minimierung des Eingriffs: Das Dach bleibt weitgehend intakt, sodass aufwändige Arbeiten entfallen und die Gebäudestruktur nicht beeinträchtigt wird.
Dies ist besonders vorteilhaft bei Dächern mit Auflasten wie Gründächern oder Photovoltaikanlagen.
Die Trocknung ist in der Regel schneller umsetzbar als eine Sanierung und kann oft parallel zur Nutzung des Gebäudes erfolgen. Zudem wird das Dämmmaterial in vielen Fällen erhalten und wiederverwendet, was Ressourcen schont und den ökologischen Fußabdruck verringert.
Diese Methode eignet sich insbesondere dann, wenn das Dach strukturell intakt ist und nur punktuell durchfeuchtet wurde. Sie ermöglicht eine effektive Schadensbehebung, ohne den Aufwand und die hohen Kosten einer vollständigen Dachsanierung in Kauf nehmen zu müssen.